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Hockey Huttwil vs SC Lyss 5:4
Spiel auf ein Tor – aber nur ein knapper Sieg
Ein Sieg, der die ganze bisherige Saison ein wenig erklärt. Hockey Huttwil gewinnt das 32. und letzte Spiel der Qualifikation gegen Lyss 5:4 und trifft in den Playoffs auf Dübendorf.
Am Ende zählen die Fans die Sekunden herunter. Erleichterung und Jubel als die Zeit um ist. In der 37. Minute hatte Robin Nyffeler zum 5:1 getroffen. Die Messe war gegen den Tabellenvorletzten gelesen. Oder doch nicht? 58 Sekunden vor Schluss verkürzt Lyss auf 5:4. Ein Zittersieg in einem Spiel, das die Huttwiler mit 33:12 (12:4, 13:3, 8:5) Torschüssen dominiert hatten. Fast ein Spiel auf ein Tor.
Sieg ist Sieg und die Wahrheit steht immer oben auf der Resultattafel. Aber die Frage ist schon, was eigentlich hinter diesem Spielverlauf steckt, der eigentlich jeder Statistik widerspricht. Es ist ein Sieg, der im Grunde die ganze Qualifikation erklärt.
Hockey Huttwil ist nicht das talentierteste Team der Liga. Der SC Langenthal hat beispielsweise auf dem Papier ein ungefähr gleich starkes (aber ungleich teureres) Team. Die Huttwiler haben einige komfortable Siege eingefahren (8:3 Frauenfeld, 8:0 Bülach, 7:2 Lyss, 8:1 und 8:2 Langenthal). Mit 121 Toren sind sie das offensiv mit Abstand beste Team der Liga. Aber die spielerische Leichtigkeit eines Spitzenteams hatten sie nur selten. Der Erfolg ist nicht in erster Linie das Produkt von Talent und Technik. Vielmehr von Tempo, Energie, Willen, Disziplin und einer guten Spielorganisation. Für die meisten Siege mussten die Spieler ein Maximum leisten und an die Limiten gehen. So wie beim 5:4 gegen Lyss. Und typisch auch: Die frühe Entscheidung erarbeiteten sie mit einer Energie-Leistung: Mit zwei Treffern im Unterzahl zum 2:1 und 3:1. Es war also alles andere als ein lockeres Spiel. Es ging zeitweise so rau zu und her, dass Trainer Daniel Bieri Verteidiger Ruid Zryd und Stürmer Pascal Kilchenmann nicht mehr aufs Eis schickte. Beide zeigten Anzeichen einer Gehirnerschütterung. „Wir hoffen, dass beide bis zum Playoffstart wieder fit sind“ sagt Daniel Bieri. „Wir wollten einfach nichts mehr riskieren und deshalb haben wir sie aus dem Spiel genommen.“
Die MyHockey League ist im Grunde die härteste Liga: 32 intensive Partien in der Qualifikation auf sehr gutem Niveau – eigentlich ein Spielbetrieb für Profis. Aber in der MyHockey League geht jeder einer geregelten Arbeit nach. Bei dieser Doppelbelastung Beruf/Sport ist es nur logisch, dass ein Team, das zwischen September und Februar „Vollgas-Hockey“ zelebriert hat, gegen Schluss der Qualifikation ein wenig Schwung, Konzentration und Präzision verliert. So gesehen steht die letzte Partie gegen Lyss für die ganze Saison: Aus einem komfortablen 5:1 wird am Ende wegen nachlassender Konzentration und Präzision ein knappes 5:4.
Die grosse Herausforderung für Trainer Daniel Bieri ist es nun, bis zum Playoffstart am nächsten Dienstag gegen Dübendorf den Spielern die Erholungsphase zu gewähren, um die Energietanks aufzufüllen. Also die Belastung im Training sorgsam zu dosieren. Aber andererseits trotzdem so hart zu trainieren, dass Rhythmus und Intensität nicht verloren gehen. Wie beim Halten eines Schmetterlings in der hohlen Hand: Drücken wir zu fest zu, brechen die Flügel. Öffnen wir die Hand zu weit, flattert er davon. Hinzu kommt die hochheikle Goalie-Frage: Hockey Huttwil hat mit Siro Nicola Wyss (23) und Kevin Liechti (27) zwei praktisch gleichwertige letzte Männer. Beide sind bereits während den legendären Playoffs im Frühjahr 2022 zum Zug gekommen, auch im Final gegen Basel. Diese Saison hat Kevin Liechti bei 17 Einsätzen die bessere Statistik (1,43 Gegentore pro Spiel) als Siro Nicola Wyss, der bei seinen 15 Partien durchschnittlich 2,28 Tore zugelassen hat. Ein wenig hat es ihm die Statistik in der letzten Partie gegen Lyss mit den vier Gegentreffern „verhagelt“.
Daniel Bieri hat das Glück, dass er zwei Goalies zur Verfügung hat, die das Format zu einer Nummer 1 haben. Er sagt, er habe noch nicht entschieden, mit welchem der beiden er die Playoffs beginnen werde. „Eine Idee habe ich schon. Aber wir sind kein Profiteam. Bei uns arbeiten alle. Gerade deshalb ist es wichtig, zwei so gute Goalies zu haben. Es kann sein, dass einer an einem Tag auch aufgrund der Belastung am Arbeitsplatz weniger frisch ist.“
Der EHC Dübendorf ist der perfekte Gegner im Viertelfinal: Die Zürcher zelebrieren ein dynamisches, offensiv ausgerichtetes Lauf- und Tempohockey, in der Summe sind sie sogar talentierter als die Huttwiler. Diese offene Spielweise behagt der Mannschaft von Trainer Daniel Bieri besser als das eher auf die defensive Sicherung ausgerichtete „Rumpelhockey“ von Seewen, Thun oder Arosa. Die Bilanz in dieser Saison ist ausgeglichen: Am 26. Oktober hat Hockey Huttwil das Auswärtsspiel nach einer 2:0-Führung noch 2:3 verloren. Am 11. Januar folgte nach einem 0:1-Rückstand im ersten Drittel die Revanche mit einem 5:1-Sieg. In den Playoffs haben die beiden Teams Geschichte geschrieben: Im Frühjahr 2018 haben Hockey Huttwil und der EHC Dübendorf den ersten Final in der Geschichte der MyHockey League bestritten. Dübendorf verlor den Auftakt 3:6 und gewann dann dreimal hintereinander: 4:3 in Huttwil, 4:2 auf eigenem Eis und schliesslich in der Verlängerung in Huttwil 4:3. Nur einer aus dem Finalteam von 2018 ist auch jetzt noch dabei: Daniel Bieri. Er war damals Assistent von Trainer Andreas Beutler.
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Assitentcoach Sandro Hain, Hockey Huttwil
Stürmer Bruno Blatter, SC Lyss



















