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Hockey Huttwil vs HC Franches-M 0:5
Bild im Zusammenhang "Week of the Referee"
Was war bloss mit den Huttwilern los?
Hockey Huttwil unterliegt dem HC Franches-Montagnes nur drei Tage nach einem 3:1 auswärts im Cup nun auf eigenem Eis in der Meisterschaft 0:5. Die höchste Niederlage der Ära von Trainer Daniel Bieri.
Das Eis in der Campus-Arena war an diesem wunderschönen Samstagabend kühl, aber nicht erfrischend. Es war ein Drama. Aber eines ohne Unterhaltungswert für die eigenen Fans. Hockey Huttwil zeigte gegen Franches-Montagnes die schwächste Leistung seit dem Amtsantritt von Trainer Daniel Bieri am 24. Januar 2020 und verlor verdient mit 0:5 (0:2, 0:1, 0:2). Das Ausmass der Niederlage ist schon ein wenig beunruhigend. Zuvor hatten die Huttwiler in den gut fünf Jahren unter Daniel Bieri noch nie mit fünf Toren Differenz verloren.
Noch am Mittwoch hatten die Oberaargauer im Cup gegen denselben Gegner mit einem überzeugenden 3:1-Sieg brilliert. Drei Tage später ist auf heimischem Eis davon am letzten Samstag fast nichts mehr übriggeblieben. Statt Spielfreude, Energie und Struktur nun Ratlosigkeit, Resignation und zeitweise Chaos. Präsident Heinz Krähenbühl brachte es auf den Punkt: „Heute gibt es nichts zu rühmen.“
Wie konnte es zu dieser Wende innerhalb von drei Tagen kommen? Erstens: Eishockey ist ein unberechenbares Spiel auf einer rutschigen Unterlage. Auch auf höchster Ebene. Servette verlor kürzlich am 16. September in Lausanne 0:11 und bodigte zwei Tage später Gottéron 3:2. Da können wir auch sagen: Was den Profis recht, ist den Amateuren billig. 0:5 gegen Franches Montagnes – na und?
Zweitens: Gary Sheehan, der erfahrene Trainer der Jurassier, hatte die Lehren aus der Cup-Niederlage gezogen. „Wir haben unser Spiel besser auf das Forechecking der Huttwiler ausgerichtet. Wir liessen sie ins Leere laufen und befreiten uns konsequent aus der eigenen Zone.“ Oder in einem Satz: Seine Männer zelebrierten in jeder Beziehung eine perfekte Partie. Der eingebürgerte Kanadier und ehemalige Erfolgstrainer in La Chaux-de-Fonds und bei Ajoie lieferte gleich noch eine zweite, beinahe folkloristische Erklärung: „Viele meiner Spieler sind Handwerker, arbeiten unter der Woche körperlich hart und sind an Wochentagen am Abend müde. Am Samstag sind sie hingegen ausgeruht und frischer…“ Tatsächlich hat sein Team diese Saison drei seiner bisherigen vier Niederlagen an einem Mittwoch kassiert. Nur: Auch die Huttwiler gehen einer geregelten Arbeit nach. Am Energiehaushalt allein kann es nicht gelegen haben.
Drittens – und das ist wohl die bittere Wahrheit: Hockey Huttwil war – excusez l’expression – am Samstag einfach miserabel. Daniel Bieri formulierte es nüchtern: „Franches-Montagnes war auf allen Positionen besser – im Coaching an der Bande, im Tor, in der Verteidigung, im Sturm.“ Selbst Goalie Kevin Liechti, sonst ein Inbegriff der Zuverlässigkeit, patzte ungewohnt und muss sich für einmal und ausnahmsweise die Bezeichnung „Lottergoalie“ gefallen lassen. Beim 3:1 am Mittwoch stand Diego Leuenberger im Tor.
Und doch bleibt die Frage: Was war bloss mit den Huttwilern los? Wie konnte es zu diesem kollektiven spielerischen und taktischen Stromausfall kommen? Drei Gründe drängen sich auf. Erstens fehlten mit Mittelstürmer Michael Lüdi (krank) und Verteidigungsminister Jonas Schwab (familiäre Gründe) der offensive und defensive Leitwolf. Beide hatten am Mittwoch noch mitgewirkt. Trainer Bieri will das aber nicht als Entschuldigung gelten lassen: „Wir hatten immer noch genug Qualität, um dieses Spiel zu gewinnen.“
Zweitens kehrten sich die Rollen um. Beim Cupspiel auswärts hatten die Huttwiler defensiv kompakt gestanden und mit schnellen Kontern gestochen. Nach zwölf Minuten führten sie 2:0 und die Messe war gelesen. Nun kehrte Franches-Montagnes den Spiess um, spielte nach demselben taktischen Muster und traf schon nach neun Minuten zweimal. Das Spiel war erneut bereits im ersten Drittel entschieden.
Das 0:5 ändert nichts daran: Hockey Huttwil ist und bleibt ein Spitzenteam: Überzeugende Siege in den Spitzenpartien gegen Meister Seewen (4:2), Thun (6:3) und Dübendorf (3:1). Seewen hat seine bisher einzige Niederlage in Huttwil erlitten. Doch ebenso stehen überraschende Niederlagen gegen Wetzikon (3:5) und Frauenfeld (0:3) in der Bilanz. „Wir sind eine Wundertüte geworden“, sagte Daniel Bieri sichtlich konsterniert. „Das gefällt mir nicht. Es ist eine Herausforderung – für uns alle und für mich.“
Am kommenden Mittwoch wartet mit dem Auswärtsspiel gegen den Tabellenletzten Pikes Oberthurgau eine heikle Aufgabe. Der Aufsteiger hat die löchrigste Abwehr und den zweitschwächsten Sturm der Liga. Eine weitere Niederlage wäre mehr als nur eine Überraschung. Sie könnte die Dämonen des Zweifels und der Unsicherheit wecken. Eine Reaktion auf das 0:5 ist also zwingend erforderlich.
Verfügbar ab 12:00 Uhr
Verteidiger Miachael Minder, Hockey Huttwil
Headcoach Gary Sheehan, HC Franches-Montagnes