- Spielberichte
Hockey Huttwil vs EHC Arosa 2:4
Kein Glück in einem hochstehenden Spiel
Der Weg in den Final wird für Hockey Huttwil mindestens so mühselig wie eine Fahrt mit dem Militärvelo ohne Batterie von Huttwil hinauf nach Arosa. Die Huttwiler haben das hochstehende, intensive erste Halbfinal-Spiel gegen Arosa unglücklich 2:4 verloren.
Waren die Schiedsrichter schuld? Diese populistische Ausrede könnte sogar statistisch untermauert werden: Arosa hat drei der vier Tore im Powerplay erzielt. Den entscheidenden dritten Treffer sogar mit fünf gegen drei Feldspieler.
Aber die Schiedsrichterleistung taugt nicht zur Ausrede. Immerhin haben auch die Huttwiler ihre beiden Tore im Powerplay erzielt. Die Unparteiischen haben diese intensive, nicht einfach zu leitende Partie sogar sehr gut über die Bühne gebracht. Jeder Entscheid war richtig. Selbst Trainer Daniel Bieri räumt ein: „Wenn ein Gegenspieler mit dem Stock im Gesicht getroffen wird, gibt es halt eine Strafe.“ Die Entscheidung fiel zu Beginn des Schlussdrittels, als Nico Gurtner seinen Gegenspieler unglücklich mit dem Stock im Gesicht getroffen hatte und dafür vier Minuten kassierte und ihm dann kurze Zeit später auch noch Michael Minder für das gleiche Vergehen auf die Strafbank folgte.
Dass eine Partie, die auf des Messers Schneide stand, sozusagen auf der Strafbank entschieden worden ist, liefert zumindest teilweise eine Erklärung, warum die Huttwiler verloren haben: Der Puck wollte einfach nicht ihren Weg gehen. Wer mag, kann von Glück und Pech reden: Fehlendes Glück als Ausrede.
Aber Arosa hat das Glück des Tüchtigen sehr wohl verdient. Einen so rauen, robusten, so geradlinig stürmenden und zweikampfstarken Gegner hatten die Fans diese Saison in Huttwil noch nicht gesehen. Wenn ein Huttwiler die Scheibe hatte, dann war auch schon ein Gegenspieler da. Die Bündner liessen den Huttwilern keine Zeit und keine freien Räume. Die beiden Treffer zum 1:0 und 2:2 erzielte Hockey Huttwil folgerichtig im Powerplay. Bei personellem Gleichstand war einfach nichts zu machen. Daniel Bieri zollt dem Gegner ein hohes Lob: „Wir wussten, wie Arosa spielt. Und doch ist es uns nicht ganz gelungen, uns darauf einzustellen.“
Die Partie hatte gut begonnen. Ein wahrlich sehenswertes Powerplay vollendete Jonas Schwab mit seinem ersten Treffer seit dem Wechsel zu Huttwil mit dem 1:0. Aber praktisch im Gegenzug gelang Arosa nur 30 Sekunden später der Ausgleich zum 1:1. Das sollte sich als entscheidend erweisen. So behielt die Mannschaft von Rolf Schrepfer den Schwung, die Dynamik, den Mut und den Sauerstoff (das „Momentum“) für ihr intensives Spiel.
Hockey Huttwil hat keineswegs enttäuscht. Daniel Bieri konnte weitgehend die gleiche Mannschaft aufs Eis schicken wie beim 7:6 in Dübendorf. Michael Ruch kehrte noch nicht ins Team zurück und wurde – wie im letzten Spiel in Dübendorf – im Sturm durch Verteidiger Rui Zryd ersetzt. Im Tor kam nun erstmals Siro Nicola Wyss zum Einsatz. Er war mindestens so gut wie Kevin Liechti im Viertelfinal gegen Dübendorf und hatte grossen Anteil daran, dass nach zwei Dritteln (2:2) noch alles offen war.
Arosas Trainer Rolf Schrepfer ist einst für seine Kampfkraft in Bern (2004) und Zürich (2000, 2001) in zwei Meisterteams als Leitwolf mit dem Künstlernamen „Schrumm“ verehrt worden. Nun ist es ihm gelungen, diesen rauen Stil auf sein Team zu übertragen. Weil die Huttwiler dagegengehalten haben, war diese erste Partie intensiv, in jeder Beziehung hochstehend und fair. Wie ein Spiel in der Swiss League. Aber ohne Ausländer. Und ausgetragen von Spielern, die keine Profi sind und jeden Tag einer geregelten Arbeit nachgehen. Dieser Halbfinal wird nun zu einer „Energie-Frage“: Hat Arosa die Energie, um weiterhin die leichten läuferischen Vorteile der Huttwiler mit so hoher Zweikampf-Intensität zu neutralisieren? Umgekehrt: Haben die Huttwiler die Energie, um sich im weiteren Verlauf dieser Halbfinalserie ihren Gegenspielern davonzulaufen? Es könnte sich auszahlen, dass Daniel Bieri über vier erstaunlich ausgeglichene Linien verfügt. Er ist zuversichtlich.
Die Chancen auf eine Finalqualifikation sind für Hockey Huttwil auch nach dieser Auftaktniederlage nach wie vor intakt: Aber eben: Es wird mindestens so mühselig wie die Fahrt mit dem Militärvelo ohne Batterie hinauf nach Arosa.
Klaus Zaugg
Headcoach Daniel Bieri, Hockey Huttwil
Stürmer Maurin Tosio, EHC Arosa