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Pflichtsieg mit Spektakel und eine interessante Umstellung

Hockey Huttwil löst die Pflichtaufgabe gegen Lyss im Stil eines stabilen Spitzenteams und gewinnt 4:0 (1:0, 2:0, 1:0). In einer schnellen und intensiven Partie ist von der ersten Sekunde an klar, wie der Sieger heissen wird.

Pflichtaufgabe tönt reichlich arrogant. Aber die Huttwiler haben vor dieser Partie exakt doppelt so viele Punkte (14) als Lyss (7). Rein statistisch gesehen also eine Pflichtaufgabe. Punkt. Aber keine einfache. Lyss-Sportchef Rudolf Kunz hat auf die neue Saison im Zuge eines konsequenten Verjüngungsprozesses zehn Spieler ausgewechselt und nur noch ein einziger – Captain und Topskorer Florin Gerber (32) – ist älter als 30. Und tatsächlich erweist sich Lyss als zäher, leidenschaftlicher, mutiger und gut organisierter Widersacher.

Für die Huttwiler ist es eine echte Bewährungsprobe: Wie würden sie nach zwei Siegen – 3:1 gegen Thun, 4:0 in Seewen - mit der klaren Favoritenrolle umgehen? Die bange Frage ist schnell beantwortet: Mit der richtigen Taktik und Einstellung. Von der ersten Sekunde an zelebrieren sie ihr direktes, intensives Energie- und Tempospiel und brausen über Eis als sei der Leibhaftige vom Bisighoger herabgefahren. Sie lassen dem Gegner keine Zeit und keinen Raum und dominieren zu Wasser, zu Land und in der Luft und am Ende steht ein Torverhältnis von 31:21 (9:5, 11:5, 11:11). Im Eishockey sind Tore einfacher durch schnelle Gegenstösse als durch Dominanz in der gegnerischen Zone zu erzielen. Das hat seine Logik: Wird der Gegner in sein Verteidigungsdrittel zurückgedrängt, dann schwirren 10 Feldspieler ums Tor herum. Der Puck findet kaum einen Weg durch die vielen Stöcke und Beine. Die Sporthochschule in Prag hat einmal in einer umfangreichen Studie nachgewiesen, dass zwei Drittel aller Tore im Eishockey nach schnellen Konterangriffen erzielt werden.

Logisch also, dass die Lysser erst bei „Halbzeit“ (30. Minute) nach dem 2:0 von Janik Lanz alle Hoffnungen aufgeben müssen. Trotzdem wehren sie sich bis zum Schluss mit Disziplin, Zähigkeit und Leidenschaft und tragen ihren Teil dazu bei, dass die Intensität und der Unterhaltungswert für die 477 Fans bis zum Schluss hoch bleiben. Im Publikum auch Tanja Hüberli. Sie hat zusammen mit Nina Brunner in Paris im Beach-Volleyball Bronze geholt. Sie ist mit Nils Kunz, dem Stürmer mit der Nummer 42 und Sohn von Lyss-Sportchef Rudolf Kunz liiert. Mit Stürmer Nico Steinegger (19, Sohn von Biels Sportchef Martin Steinegger) und Jamie Villard (18, Sohn von Biels Manager Daniel Villard) haben die Gäste zwei weitere grosse Namen mitgebracht. Nico Steinegger ist der zweitbeste Skorer seines Teams und Junioren-Nationalstürmer Jamie Villard hat in Huttwil sein erstes Spiel in der MyHockey League bestritten.

Das entscheidende 2:0 durch Janik Lanz ist aus einem ganz besonderen Grund bemerkenswert: Der Treffer ist das Resultat einer interessanten Umstellung. Nach der bisher einzigen Niederlage in Martigny (1:5) hat Trainer Daniel Bieri Verteidiger Timon Nyffeler nach vorne auf die Flügelposition beordert und dafür den Flügelstürmer Janik Lanz zum Verteidiger umfunktioniert. Er begründet den Wechsel so: „Timon bringt uns am Flügel Energie ins Offensivspiel und Janik mit seiner Pucksicherheit Ruhe in die Verteidigung.“ Wo er recht hat, da hat er recht: Timon Nyffeler hat die spielerische DNA eines Haudegens und ungestümes Zweikampfverhalten kann in der eigenen Zone schon mal zu einem Scheibenverlust oder Hektik in der Spielzeugkiste führen. Auf der Aussenbahn aber bringt er als „Flügelfräse“ pure Energie ins Spiel und zermürbt die gegnerischen Verteidiger mit bissigem Forechecking. Janik Lanz bringt mit Ruhe und Sicherheit Mehrwert in der Verteidigung. Eine gelungene Umstellung also: In den drei Partien nach dieser Umstellung haben die Huttwiler nur noch einen einzigen Treffer kassiert.

Für Spektakel sorgt auch gegen Lyss die aktuell beste Sturmlinie der Liga: Timo Braus, Joel Bieri und Fabian Haldimann haben in 7 Partien alle drei je 8 Skorerpunkte beigesteuert und belegen in der Liga-Skorerliste die Positionen 8, 9 und 10. Immer wieder braust und fegt dieses Spektakel-Trio durch die gegnerischen Reihen und zaubert Tiki-Taka-Toe-Kombinationen mit der Präzision von höherer Geometrie aufs Eis. Gegen Lyss hat Joel Bieri sein 3. Saisontor erzielt und Timo Braus liess sich mit dem 4:0 bereits den 5. Saisontreffer notieren.

Daniel Bieri hat inzwischen im Team eine sehr gute Balance zwischen Kunst und Biss, Offensive und Defensive, Tempo und Präzision erreicht. Die Huttwiler können beides: Die gegnerische Mannschaft vom Eis fegen und Freiräume zum schnellen Konter- und Kombinationsspiel ausnützen. So wie es sich für ein Spitzenteam gehört. Am Samstag wartet gegen Aufsteiger und Schlusslicht Wetzikon im Campus Perspektiven um 17.00 Uhr die nächste „Pflichtaufgabe“. Wetzikon hat erst drei Punkte auf dem Konto. Ausgerechnet aus dem 3:1-Sieg im ersten Saisonspiel gegen das himmelhoch favorisierte Langenthal. Dann folgen zehn Tage Pause bis zum Auswärtsspiel gegen Franches Montagnes am 23. Oktober. Daniel Bieri hofft, dass dann Mittelstürmer Robin Nyffeler seine Blessur auskuriert hat und wieder einsatzfähig sein wird.

Klaus Zaugg

 

Assitenzcoach Sandro Hain, Hockey Huttwil

 

Torhüter Nick Wyss, SC Lyss


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    11.12.2024 - 19:45 Uhr - Kunsteisbahn Langenthal
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